Nowograd-Wolynsk

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Die Kreisstadt Nowograd-Wolynsk liegt in umittelbarer Nähe der Hauptstadt des ehemaligen Gouvernements Wolhynien Shitomir in zentraler Lage der Westukraine. Diese Stadt gehört zu den größeren Wirtschaftsstandorten der Region und zog schon sehr frühzeitig Siedler der verschiedensten Nationen an.


Auf dem Territorium der späteren Ständigen Adjunktur Nowograd-Wolynsk des Kirchspiels Shitomir, gegründet und bestätigt im Jahre 1889, befanden sich einige der ältesten deutschen Kolonien in Wolhynien.


Bereits in den Jahren 1858/59 berichtete der damalige Vorsitzende der Unterstützungskasse Herr E. Busch von diesen zwei Ortschaften:

Colonie Annette ... Schule: 22 Knaben, 12 Mädchen = 34 Kinder, eigenes Local. Der Lehrer
erhält 50 Rubel Gage, 90 Koretz Korn, den Ertrag von 10 Morgen Land, freie Wohnung und
Heizung, Accidenzien.

Colonie Josephine ... Schule: ... eigenes Local. Der Lehrer erhält 4 Rubel 20 Copeken. Gage
jährlich, außerdem von jedem Kinde 30 Copeken jährlich, den Ertrag von 10 Morgen Land, freie
Wohnung, Heizung, Accidenzien.


Um eine zahlenmäßige Vorstellung für diese Region zu haben, sei hier Pingoud (1909) zitiert:

"Die Seelenzahl der neuen Adjunktur betrug damals 12.000. Es gehörten zu ihr zwei Kirchen,
in den Kolonien Annette im Kreise Nowograd-Wolynsk und Dermanka im Kreise Saslaw, und
55 Bethäuser."


Eine für uns heute kaum vorstellbare Größenordnung, was damals in Wolhynien ein einziger angestellter Pastor zu betreuen hatte.


Nowograd Wolynsk auf der Karte 4551-Rokitno, M 1:200.000, 1915


Dieser Kartenauschnitt stammt aus dem Blatt "4551 Rokitno" der Generalkarte von Mitteleuropa, 1887-1915, im Maßstab 1:200.000, herausgegeben vom k.u.k. Militärgeographischen Institut Wien. Die hier erkennbaren Abkürzungen haben folgende Bedeutung:

E.St. = Eisenbahnstation
Kol. = Kolonie (deutet auf deutschstämmige Einwohner)
Z.O. = Ziegelofen oder Ringofen als selbständige Anlage


Neben der hilfreichen Darstellung dieser Karten in Farbe sei hier ein gutes Beispiel für deren Genauigkeit genannt: bei der eingezeichneten Kolonie Anety verweist das Symbol unter dem Buchstaben "K" auf den Standort einer Windmühle und direkt links daneben auf ein festes Kirchgebäude.


Weitere Angaben zu den Kartenwerken stehen in unserem Leitfaden.


Links:


Quellen:

  • BUSCH, Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der Evangelisch-Lutherischen Gemeinden in Rußland, St. Petersburg 1862
  • Generalkarte von Mitteleuropa, M1:200.000, Blatt 4551 Rokitno, K.u.K. Militärgeographischen Institut Wien 1887-1915
  • PINGOUD, Die ev.-luth. Gemeinden in Rußland, Band 1, St.Petersburg 1909



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