BURGHARDT, Oswald Eckart

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Pseudonym: KLEN, Jurij
* 4.10.1891 Serbinowka/Serbynivka bei Ostropol[1], Gouv. Wolhynien[2][3] / † 30.10.1947 Augsburg, Deutschland; Sohn des Kolonisten und Kaufmanns Friedrich Adam BURGHARDT und Amalia Sidonia THIEL[1]

Zur Person

Deutschstämmiger ukrainischer Schriftsteller, Dichter, Literaturwissenschaftler und Übersetzer.

Nach dem Abschluß des Gymnasiums in Slawuta begann er 1911 an der Universität in Kiew ein Grundlagenstudium der Sprach- und Literaturwissenschaften und zur Geschichte der Literatur.[1] Während seines Studiums veröffentlichte er 1915 in Russisch seine Analysen zu Stilen der Poesie.[4]

Als Sohn einer deutschen Kolonistenfamilie wurde er im 1. Weltkrieg in das Gouvernement Archangelsk im Norden Russlands verbannt. 1918 kehrte er nach Kiew zurück, beendete 1920[1] sein Studium und wurde Lehrer am sozialwirtschaftlichen Technikum in Baryschiwka östlich von Kiew.[5]

O. Burghardt gehörte zu einer Gruppe von 5 ukrainischen Dichtern, die sich Neoklassisisten oder Neoklassiker nannten. In den 1920er Jahren schrieb er weniger Gedichte aber eine Vielzahl von Übersetzungen. Als Hauptorganisator und Übersetzer war er an der Übersetzung ins Ukrainische einer 27-bändigen Ausgabe von Jack London beteiligt. In seiner Zeit zählte er u.a. zu den besten Übersetzern von Shakespeares Hamlet.[5]

In den Jahren 1930-31 war er am Kiewer Institut für Volksbildung tätig.[1] 1931/1932[6] emigrierte er als ethnisch Deutscher und erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Ab diesem Zeitpunkt wurde sein Name in der UdSSR quasi ausgelöscht. Erst nach der Perestroika durfte sein Name wieder genannt und über ihn geschrieben werden.[5]

1936 verteidigte er in Deutschland seine Doktorarbeit über das Wirken des russischen Schriftstellers und Vertreters des russischen Expressionismus Leonid Andreev (1871-1919).[5][7]

Nach dem Überfall des Dritten Reiches auf die Sowjetunion war er als Übersetzer der Wehrmacht im Stab der 17. Armee an der Ostfront tätig. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Ab 1943 lehrte er an der Ukrainischen Freien Universität in Prag und später an der Universität in Innsbruck. Er sprach neben dem Ukrainischen und Russischen auch Englisch, Deutsch und Französisch. [8] Das zentrale Thema seiner Arbeit war das tragische Schicksal der unterdrückten ukrainischen Kultur in der Zeit des Stalinismus.

Nach dem Krieg redigierte er in Österreich die Literaturzeitschrift Litawry und hatte einen großen Einfluß auf die ukrainische Poesie in der Westukraine, insbesondere auf die nationalistische.[9] 1947 verstarb Oswald Burghardt alias Jurij Klen in Augsburg. Sein Sohn Wolfram Burghardt, Literaturkritiker, Übersetzer und Redakteur in Kanada unterstützte die Veröffentlichungen der Werke seines Vaters.[5]

Publikationen

  • BURGHARDT, Josefine Oswald Burghardt Leben und Werke - Biographie Jurij Klen's, Verlag Ukraine München, 1962, 111 Seiten (in Deutsch)
  • LINDEKUGEL, Jutta Vielfalt der Dichtarten im Werk von Oswald Burghardt (Jurij Klen), Kassel University Press, 2003, Dissertation, 534 Seiten (in Deutsch)

Anmerkungen und Quellen

  1. a b c d e Artikel Юрій Клен in Вікіпедія Вільна Енциклопедія (in Ukrainisch). (gelesen am 26.5.2014)
  2. Gedenkbuch des Gouvernements Wolhynien 1888, herausgegeben vom Statistischen Komitee des Gouvernements Wolhynien, Shitomir 1887 (Russisch), Originaltitel: Памятная Книшка Волынской Губерній на 1888 годъ, S. 98 - Flecken Ostropol gehört zum Ujesd Nowograd Wolynsk, Serbinowka/Serbynivka ist nicht genannt.
  3. ebenda 1906, S. 150 - Nennung wie im Jahr 1888.
  4. STRUK, Danylo Husar: Artikel zu Klen, Yurii in Internet Encyclopedia of Ukraine, Canadian Institute of Ukrainian Studies, University of Alberta, Canada, 2007 (in Englisch)
  5. a b c d e Artikel Юрий Клен in Википедия Свободная Энциклопедия (in Russisch). (gelesen am 8.10.2014)
  6. Anmerkung: In den genannten Quellen werden beide Jahre gleich oft genannt.
  7. Artikel Андреев, Леонид Николаевич in Википедия Свободная Энциклопедия (in Russisch). (gelesen am 23.10.2014)
  8. Artikel Jurij Klen in Wikipedia, Wolna encyklopedia (in Polnisch). (gelesen am 15.6.2014)
  9. ARNDT, Nikolaus Splitter - verschiedene historische Begebenheiten in Wolhynische Hefte Folge 10, S. 134



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