RENDAR, Jan Georg
auch: Rȩndąr, Johann Georg, Lette
Sohn des Hauptkondukteurs der Rigaer-Orel-Eisenbahn Iwan RENDAR & Anna Emilia PUSCH<ref name=geburt/> und Geschwister: Leonhard (*1892), Lydia (*1893) und Elsa Lucia (*1896)<ref>Taufanzeigen in "Rigasche Stadtblätter" vom 26.11.1892 (Leonhard), 13.5.1893 (Lydia) und 14.11.1896 (Elsa Lucia)</ref>
oo 14.5.1955 Sydney (Australien) mit LEISNER, Marie-Luise<ref>Heimatbote, Ausgabe 9/1955, S. 2</ref>
Zur Person
Die Familie lebte in Witebsk, Weißrussland. In der ev.-luth. Kirche spielte Rendar mehrere Jahre die Orgel.<ref name=stendar>STENDAR "Christenverfolgungen in Rußland", Artikel vom 24.2.1932 im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin; Aktenzeichen PAdAA / R 61669</ref>
1925-1928 Predigerseminar in Leningrad.<ref name=olga/><ref name=amb/>
1929-1931 ev.-luth. Pastor im Kirchspiel Emiltschin und in 27 umliegenden Gemeinden. Rendar beschreibt seine Arbeit:<ref name=stendar/>
Im Emiltschiner Kirchspiel hatte ich 27 Predigtorte. Vor jedem Gottesdienste mußte ich mich im Dorfrat melden und nach dem Gottesdienste wieder anmelden. 1930 erhielt ich aus Charkow eine Registraturkarte, und dann wurde es etwas leichter. Um die Kolonien an der Grenze aber bedienen zu können, mußte ich die Genehmigung etlicher Behörden haben; einmal waren es ganze sieben.
Während seiner Amtszeit wurde Rendar mehrfach von der GPU oder der Miliz kontrolliert oder verhaftet:<ref name=stendar/>
Oft hatte ich mit der GPU zu tun; ... hielt mich stundenlang in Haft und versuchte mich ... zu provozieren. ... Einmal wurde ich an meinem Wohnort von der Miliz verhaftet, ohne Ursache den ganzen Tag gehalten und am Abend, ohne irgendeine Erklärung weshalb, freigelassen. Immer wieder wurde ich auf den Eisenbahnfahrten von der GPU untersucht.
Im Jahr 1931 wurde für ihn die Betreuung des Kirchspiels immer schwieriger und er wurde verurteilt:<ref name=stendar/>
Zuletzt fing man auch bei mir mit der Steuerschraube an. Zu Weihnachten 1930 habe ich fast 1000 Rubel (2000 Mark) zahlen müssen. Als man mir mitteilte, daß ich noch mehrere Tausende würde zu zahlen haben, rief ich die Kirchenältesten aller Kolonien zusammen. Sie beschlossen, mich mit allen Mitteln zu unterstützen und weiterzukämpfen. Als die Bolschewisten einsahen, daß sie mich auf diese Weise nicht loswerden konnten, da forderten einfach einzelne Kommunisten meine Ent- fernung auf gewaltsame Weise. Daraufhin verurteilte mich, ohne Ursache zu haben, der Korostener Kreiskommissar zur Zwangsarbeit in den Kohlegruben des Donezgebietes. ... Mein Glück war es nun, daß man mich nicht gleich verhaftete, so daß ich noch Zeit und Möglichkeit hatte, mich zu retten. ... Am 22. Februar 1931 habe ich meinen Wohnort Emiltschin bei Nacht und Nebel verlassen; ... Acht Monate habe ich mich herumgehehlt, ... bei barmherzigen Samaritern meines Kirchspiels.
Im Frühjahr 1932 überquert Rendar mit den Küsterbrüdern F. und N. NEUMANN die polnisch-sowjetische Grenze.<ref name=olga/> Er soll ab 1932 Pastor Vikar in Wągrowicze / Wongrowitz (Bezirk Gnesen) gewesen sein.<ref>Anmerkung: Bisher sind keine Bestätigungen aus der Region Posen bekannt, daß Pastor Rendar zw. 1932-1939 eine Funktion in der Kirche ausgeübt hat. - Als er in Polen ankam, wurde er interniert, aber durch die Fürsprache einiger Pastoren nach zwei Wochen freigelassen.</ref>
Von 1933-1938 wirkte er unter Pastor Siegfried Oskar Loppe in Wilna.<ref name =HB>Heimatbote, Ausgabe 9/1957, S. 3</ref>
1948 wanderte er nach Australien aus.<ref>Heimatbote, Ausgabe 9/1953, S. 2</ref>
Dort betreute er die ev.-luth. Gemeinde in Sidney. 1957 kehrte er nach Deutschland zurück.<ref name=HB/>
Ab 1957 im Dienst der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holstein: 1957 Pastor in Kiel, ab 1958 in Norderstedt und 1968 bis 1974 in Braderup und Klixbüll.<ref name=anzeige/>
1.5.1974 Eintritt in den Ruhestand und am 14.7.1994 in Leck, Schleswig-Holstein verstorben.<ref name=anzeige/>
Anmerkungen und Quellen
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