Kostopol: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter dem Namen <b>Kostopol</b> sind im Ortsverzeichnis aus dem Jahr 1906 drei Eintragungen zu finden (die Einwohnerzahl aus dem Jahr 1888 zum Vergleich in Klammern):
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[[Bild:Kostopol_3677_Stadt.jpg|Kostopol, k.u.k. Karte '3677', M1:75.000, 1918<ref name=karte75>Kartenwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie, M1:75.000, Blatt 3677</ref>|thumb|right]]
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[[Bild:Kostopol03.jpg|Ev.-luth. Kirche in Kostopol, 1936|thumb|right]]
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[[Bild:Kostopol05.jpg|Pfarrhaus und Kirche ohne Kirchturm, nach 1940<ref>Bild der Kirche mit dem Pfarrhaus aus der Fotosammlung der Familie FUHR</ref>|thumb|right]]
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'''Kostopol''' [''deu./poln.''], '''Костопіль''' [''ukr.: Kostopil''], '''Костополь''' [''rus.: Kostopol''] ist eine Stadt in der Oblast [[Rowno|Rivne/Rowno]]. Im 18. Jahrhundert lag hier das Dorf Ostalzi [''ukr.: Остальці''], später Gross Ostalzi [''ukr.: Великі Остальці''] und Klein Ostalzi [''ukr.: Малі Остальці''].<ref>КАРПЮК А.М."Стежками Легенд і Переказів - Фольклорні топоніми Костопільщини", Kostopol 2001, S.21</ref> Am 14.11.1783 erhielt Leonhard Worzel [''ukr.: Леонард Ворцель''] vom polnischen König Stanislaus August Poniatowski die Rechte, im Dorf Ostalzi den Flecken '''Kostpil''' [''ukr.: Костпіль''] oder '''Kostopil''' [''ukr.: Костопіль''] zu gründen. Im Jahr 1939 erhielt dieser Flecken das Stadtrecht.<ref>Ukrainische Wikipedia zu [http://uk.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%BE%D1%81%D1%82%D0%BE%D0%BF%D1%96%D0%BB%D1%8C Костопіль]</ref>
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Unter dem Namen <b>Kostopol</b> sind im russischen Ortsverzeichnis aus dem Jahr 1906 drei Eintragungen zu finden (die Einwohnerzahl aus dem Jahr 1888 zum Vergleich in Klammern):<ref>Russische Ortsverzeichnisse der Jahre 1888 und 1906</ref>
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* <b>Stadt Kostopol</b> mit 162 Haushaltsvorständen, 1187 (841) Einwohnern
 
* <b>Stadt Kostopol</b> mit 162 Haushaltsvorständen, 1187 (841) Einwohnern
 
* <b>Kolonie Kostopol</b> mit 25 Haushaltsvorständen, 202 (153) Einwohnern
 
* <b>Kolonie Kostopol</b> mit 25 Haushaltsvorständen, 202 (153) Einwohnern
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Die Stadt <b>Kostopol</b> oder <b>Kostopil</b> liegt direkt an der Bahnstrecke in Nord-Süd-Richtung zwischen den Ortschaften [[Rowno]] und Sarny. Bis in die Gegenwart entwickelte sich die Stadt zu einem größeren wirtschaftlichen Standort in der Westukraine mit einer Autobahnanbindung in Ost-West-Richtung und einem eigenem Flughafen.
 
Die Stadt <b>Kostopol</b> oder <b>Kostopil</b> liegt direkt an der Bahnstrecke in Nord-Süd-Richtung zwischen den Ortschaften [[Rowno]] und Sarny. Bis in die Gegenwart entwickelte sich die Stadt zu einem größeren wirtschaftlichen Standort in der Westukraine mit einer Autobahnanbindung in Ost-West-Richtung und einem eigenem Flughafen.
  
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Auf dem Kartenauschnitt aus dem Jahr 1918 existiert die evangelische Kirche noch nicht, dafür ist die Lage der drei eingangs aufgezählten Orte gut erkennbar.
  
In der evangelischen Kirchengeschichte gehörte der Ort <b>Kostopol</b> zu den jüngsten Kirchspielen. Ursprünglich gehörte diese Region zum Kirchspiel [[Tutschin]]. Ein großer Teil der hier ansässigen Gemeindeglieder konzentrierte sich im Umkreis von wenigen Kilometern um den Ort <b>Kostopol</b>.
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Dieser Kartenausschnitt ist ein Beispiel für die Genauigkeit der k.u.k. Karten der österreichisch-ungarischen Monarchie im Maßstab 1:75.000.<ref name=karte75/>
  
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Weitere Angaben zu den Kartenwerken stehen in unserem [http://leitfaden.wolhynien.de/index.html Leitfaden].
  
Der von 1924 bis 1931 hier tätige Pastor [[KRUSCHE, Ernst Waldemar]] setzte sich für den Bau einer eigenen Kirche in der Stadt ein. Hierzu flossen zur Unterstützung des Baus Spenden aus Lodz, Warschau, Pabianice, Zgierz, Gombin und auch maßgeblich von ehemaligen Wolhyniern, die in den USA lebten. Das erbaute Paulus-Gotteshaus wurde am 24. Oktober 1926 eingeweiht.
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===Das evangelisch-lutherische Kirchspiel Kostopol===
 
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In der evangelischen Kirchengeschichte gehörte der Ort [[Evangelisch-lutherisches_Kirchspiel_Kostopol|Kostopol]] zu den jüngsten Kirchspielen. Ursprünglich gehörte diese Region zum [[Evangelisch-lutherisches_Kirchspiel_Tutschin|Kirchspiel Tutschin]]. Ein großer Teil der hier ansässigen Gemeindeglieder konzentrierte sich im Umkreis von wenigen Kilometern um den Ort <b>Kostopol</b>.  
 
 
Auf dem nachfolgenden Kartenauschnitt aus dem Jahr 1918 existiert die evangelische Kirche noch nicht, dafür ist die Lage der drei eingangs aufgezählten Orte gut erkennbar:
 
 
 
[[Bild:Kostopol_3677_Stadt.jpg|Kostopol auf der k.u.k. Karte 3677, M 1:75.000, 1918|framed|center]]
 
 
 
Dieser Kartenausschnitt ist ein Beispiel für die Genauigkeit der k.u.k. Karten der österreichisch-ungarischen Monarchie im Maßstab 1:75.000.
 
 
 
  
Weitere Angaben zu den Kartenwerken stehen in unserem [http://leitfaden.wolhynien.de/index.html Leitfaden].
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Der von 1924 bis 1931 hier tätige Pastor [[KRUSCHE, Ernst Waldemar|Ernst Waldemar KRUSCHE]] setzte sich für den Bau einer eigenen Kirche in der Stadt ein. Hierzu flossen zur Unterstützung des Baus Spenden aus Lodz, Warschau, Pabianice, Zgierz, Gombin und auch maßgeblich von ehemaligen Wolhyniern, die in den USA lebten. Das erbaute Paulus-Gotteshaus wurde am 24. Oktober 1926 eingeweiht.<ref>[[KNEIFEL, Eduard]] ''Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555 - 1939'', Selbstverlag des Verfassers, Vierkirchen 1971</ref>
  
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Aus der privaten Fotosammlung des letzten luth. Pastors [[FUHR, Jakob|Jakob FUHR]] (1937-1939) stammt das Bild der Kirche ohne Kirchturm. Links ist das neue Pfarrhaus zu sehen. Hierzu schreibt sein Sohn:<ref>Privater Schriftverkehr mit Harald FUHR, Sohn des ev.-luth. Pastors [[FUHR, Jakob|Jakob FUHR]]</ref>
  
'''Links:'''
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<blockquote>"... rechts, das scheunenähnliche Gebäude ist die Kirche und das neue Gebäude ist das Pfarrhaus. Es war ein Ziegelbau, weiß getüncht mit rotem Dach. Unten war die Pfarrwohnung und ein größerer Raum für kirchliche Veranstaltungen und oben sollte die Familie BROKOP (Schriftführer und Kirchensteuereinnehmer) wohnen. Das Haus ist im August 1939 bezugsfertig geworden. Als Vater meine Mutter und mich von den Großeltern in Warschau holen wollte, brach der Krieg aus und er fuhr allein zurück. Dort wurde er von den Polen verhaftet und kam nach Bereza Kartuska."</blockquote>
* Grafische Übersicht zur Entstehung der evang.-augsb. Kirchspiele in Wolhynien:<br>  
 
http://www.sggee.org/Deutsch/VolhynianParishesDiagram_g.pdf
 
* Kantorate in West-Wolhynien, 1935/36, <b>inkl. Tuczyn</b>:<br> http://www.wolhynien.de/kantorat.htm
 
* Geschichte des evang.-augsb. Kirchspiels <b>Kostopol</b>:<br>  
 
http://www.sggee.org/Deutsch/kostopol_g.html
 
* Tips zu Karten der Region um <b>Kostopol</b> in West-Wolhynien:<br>  http://www.wolhynien.de/geograph.htm
 
  
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===Links===
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* Internetportal der Stadt Kostopil: http://www.kostopil.eu/ (''ukrainisch'')
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* Grafische Übersicht zur Entstehung der evang.-augsb. [http://www.wolhynien.de/pdf/EvKirchspiele.pdf Kirchspiele] in [[Wolhynien]]. (PDF)
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* '''[[Bilder Kirchspiel Kostopol|Bilder]]''' aus dem Kirchspiel '''Kostopol''' im VolynWiki.
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* [http://www.wolhynien.de/geography/orte/kantorat.htm Kantorate in West-Wolhynien], 1935/36, inkl. Tuczyn
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* Geschichte des ev.-augsb. Kirchspiels '''[http://www.sggee.org/deutsch/parish_histories_ger/VolhyniaDiocese_ger/Kostopol_ger.html Kostopol]'''
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* Tips zu [http://www.wolhynien.de/geography/maps.htm Karten] der Region um <b>Kostopol</b>.
  
  
'''Quellen:'''
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===Anmerkungen und Quellen===
* ''Russ. Ortsverzeichnis aus dem Jahr 1906''
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<references/>
* ''xx''
 
  
  
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VolynWiki: [[Wiki-Startseite|Startseite]] / [[Flur- und Ortsnamen]]
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VolynWiki: [[Wiki-Startseite|Startseite]] / [[Kirchen]] / [[Evangelisch-lutherisches_Kirchspiel_Kostopol|ev.-luth. Kirchspiel Kostopol]]
 
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[[Kategorie:Kostopol]]
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Aktuelle Version vom 5. Juli 2020, 11:57 Uhr

Kostopol, k.u.k. Karte '3677', M1:75.000, 1918<ref name=karte75>Kartenwerk der österreichisch-ungarischen Monarchie, M1:75.000, Blatt 3677</ref>
Kostopol, poln. Karte 'A45 B43', M1:100.000, 1927
Ev.-luth. Kirche in Kostopol, 1936
Pfarrhaus und Kirche ohne Kirchturm, nach 1940<ref>Bild der Kirche mit dem Pfarrhaus aus der Fotosammlung der Familie FUHR</ref>


Kostopol [deu./poln.], Костопіль [ukr.: Kostopil], Костополь [rus.: Kostopol] ist eine Stadt in der Oblast Rivne/Rowno. Im 18. Jahrhundert lag hier das Dorf Ostalzi [ukr.: Остальці], später Gross Ostalzi [ukr.: Великі Остальці] und Klein Ostalzi [ukr.: Малі Остальці].<ref>КАРПЮК А.М."Стежками Легенд і Переказів - Фольклорні топоніми Костопільщини", Kostopol 2001, S.21</ref> Am 14.11.1783 erhielt Leonhard Worzel [ukr.: Леонард Ворцель] vom polnischen König Stanislaus August Poniatowski die Rechte, im Dorf Ostalzi den Flecken Kostpil [ukr.: Костпіль] oder Kostopil [ukr.: Костопіль] zu gründen. Im Jahr 1939 erhielt dieser Flecken das Stadtrecht.<ref>Ukrainische Wikipedia zu Костопіль</ref>

Unter dem Namen Kostopol sind im russischen Ortsverzeichnis aus dem Jahr 1906 drei Eintragungen zu finden (die Einwohnerzahl aus dem Jahr 1888 zum Vergleich in Klammern):<ref>Russische Ortsverzeichnisse der Jahre 1888 und 1906</ref>

  • Stadt Kostopol mit 162 Haushaltsvorständen, 1187 (841) Einwohnern
  • Kolonie Kostopol mit 25 Haushaltsvorständen, 202 (153) Einwohnern
  • Bahnstation Kostopol mit 12 Haushaltsvorständen, 128 Einwohnern


Die Stadt Kostopol oder Kostopil liegt direkt an der Bahnstrecke in Nord-Süd-Richtung zwischen den Ortschaften Rowno und Sarny. Bis in die Gegenwart entwickelte sich die Stadt zu einem größeren wirtschaftlichen Standort in der Westukraine mit einer Autobahnanbindung in Ost-West-Richtung und einem eigenem Flughafen.

Auf dem Kartenauschnitt aus dem Jahr 1918 existiert die evangelische Kirche noch nicht, dafür ist die Lage der drei eingangs aufgezählten Orte gut erkennbar.

Dieser Kartenausschnitt ist ein Beispiel für die Genauigkeit der k.u.k. Karten der österreichisch-ungarischen Monarchie im Maßstab 1:75.000.<ref name=karte75/>

Weitere Angaben zu den Kartenwerken stehen in unserem Leitfaden.

Das evangelisch-lutherische Kirchspiel Kostopol

In der evangelischen Kirchengeschichte gehörte der Ort Kostopol zu den jüngsten Kirchspielen. Ursprünglich gehörte diese Region zum Kirchspiel Tutschin. Ein großer Teil der hier ansässigen Gemeindeglieder konzentrierte sich im Umkreis von wenigen Kilometern um den Ort Kostopol.

Der von 1924 bis 1931 hier tätige Pastor Ernst Waldemar KRUSCHE setzte sich für den Bau einer eigenen Kirche in der Stadt ein. Hierzu flossen zur Unterstützung des Baus Spenden aus Lodz, Warschau, Pabianice, Zgierz, Gombin und auch maßgeblich von ehemaligen Wolhyniern, die in den USA lebten. Das erbaute Paulus-Gotteshaus wurde am 24. Oktober 1926 eingeweiht.<ref>KNEIFEL, Eduard Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555 - 1939, Selbstverlag des Verfassers, Vierkirchen 1971</ref>

Aus der privaten Fotosammlung des letzten luth. Pastors Jakob FUHR (1937-1939) stammt das Bild der Kirche ohne Kirchturm. Links ist das neue Pfarrhaus zu sehen. Hierzu schreibt sein Sohn:<ref>Privater Schriftverkehr mit Harald FUHR, Sohn des ev.-luth. Pastors Jakob FUHR</ref>

"... rechts, das scheunenähnliche Gebäude ist die Kirche und das neue Gebäude ist das Pfarrhaus. Es war ein Ziegelbau, weiß getüncht mit rotem Dach. Unten war die Pfarrwohnung und ein größerer Raum für kirchliche Veranstaltungen und oben sollte die Familie BROKOP (Schriftführer und Kirchensteuereinnehmer) wohnen. Das Haus ist im August 1939 bezugsfertig geworden. Als Vater meine Mutter und mich von den Großeltern in Warschau holen wollte, brach der Krieg aus und er fuhr allein zurück. Dort wurde er von den Polen verhaftet und kam nach Bereza Kartuska."

Links


Anmerkungen und Quellen

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