WOLZ, Erna: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Tochter von Jakob BLÜMKE und Karoline RATKE<ref name=lag>Betriebsliste 813b, Gemeinde Topcza, Kreis Rowno - im Nachlaß von Hugo Karl Schmidt: Schriftverkehr zur Erstellung der Lastenausgleichsunterlagen - Vater Jakob BLÜMKE * 25.5.1887 - ''siehe'' {{KB-Roz}} 1887 Geburten/Taufen, S. 130, Nr. 1047: * 25.5.1887 ~ 31.5.1887 BLÜMKE, Jacob, Sohn des Ansiedlers Andreas BLÜMKE und dessen Ehefrau Justine geb. RADKE in Kiselowka, Kreis Wladimir-Wolynsk, beide ev.-luth. Conf.; Paten: Gottfried RADKE und Elisabeth SENFT</ref><br> | ||
+ | oo 4.7.1951 im Standesamt Köln<ref>[[WOLZ, Erna]] "Unser Neubeginn nach dem Kriege in kleinen Schritten" in [[Jahrbuch Weichsel-Warthe]] 2008, S. 133</ref> mit [[WOLZ, Heinrich|Heinrich WOLZ]] (†2011) | ||
+ | ====Zur Person==== | ||
+ | Vater Jakob war 1908-1912 russischer Militärangehöriger und wurde mit Beginn des 1. Weltkrieges erneut eingezogen. 1919 kehrte er aus türkischer Gefangenschaft nach Wolhynien zurück. 1920 fand er seine Frau Karoline mit drei kleinen Kindern auf einem Gutshof in Znin in Posen und 1921 kehrten sie gemeinsam nach Wolhynien in die Kolonie Kiselowka zurück. Der Hof vom Großvater war völlig abgebrannt. Weil die Familie noch vor dem Krieg den Hof kaufen konnten, gelang es ihnen nach mehreren Behördengängen ihr Eigentum zurück zu bekommen. Gemeinsam mit dem Großvater Jacob bauten sie den Hof wieder auf. Hier wurde '''Erna''' 1929 geboren. | ||
− | + | 1935 wurde der Hof zu klein. Die Familie hat sich inzwischen vergrößert. Es waren 7 Kinder. Nach langem Suchen konnte der Vater Land in Toptscha für eine eigene Landwirtschaft erwerben und die Familie zog in den Kreis Rowno. Mit den deutschen Schulbüchern aus Posen von den älteren Geschwistern lernten die jüngeren die deutsche Sprache. | |
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+ | Ihre Erlebnisse von der Umsiedlung 1940 schilderte '''Erna''' sehr eindrucksvoll in den ''Wolhynischen Heften Folge 6''. Über 8 Tage mußten sie in Kostopol auf dem Bahnhof warten, bis ein Transportzug bereitgestellt wurde. Die Familie kam für einige Wochen nach Tetschen-Bodenbach im Sudetenland und anschließend in das Lager Kirschberg bei Lodz. 1940 wurden sie im Dorf Grzybuw im Kreis Kutno auf einem polnischen Bauernhof angesiedelt. Diesen bewirtschafteten sie bis zur Flucht im Herbst 1944. | ||
− | + | [[Bild:Wolz2-Bucheinband.jpg|thumb|180px|right|Band 2, 2004]]Mit der Mutter und der kleineren Schwester kamen sie ins polnische Arbeitslager in der Gemeinde Dobrzelin, Kreis Kutno. Mutter Karoline gelangte 1946 nach Deutschland. Ende 1947 floh '''Erna''' mit Vater und Schwester nach Stettin. Dort fanden sie Arbeit auf einem Bauernhof bei ehemaligen polnischen Wolhyniern, die nach Sibirien deportiert wurden und nun in Stettin angesiedelt wurden. Im Frühjahr 1948 wurden sie mehrmals von der Polizei in Stettin verhört, kamen zum Arbeitsdienst in den Gefängnissen Stargart und Golno und anschließend in das Lager Potulice bei Bromberg. Von hier wurde sie mit der Schwester zur Arbeit auf dem Gut Swientoslaw verbracht. Untergebracht waren sie in einem ehemaligen Hühnerstall. Im April 1949 Rückkehr nach Potulice. Die Schwester in der DDR erwirkte nach mehreren Versuchen eine Zuzugsgenehmigung. Am 3.5.1949 trafen sie in Deutschland ein. '''Erna''' mußte schwer erkrankt 4 Wochen im Krankenhaus in Frankfurt/Oder bleiben. Vater und Schwester warteten in dieser Zeit in Leipzig bei der Schwester. Nach der Flucht über die grüne Grenze nach Schleswig-Holstein war die Familie im Juni 1949 wieder beisammen. '''Erna''' schrieb später: | |
+ | "''Für mich war der Krieg erst im Mai 1949 zu Ende.''" | ||
− | + | Seit 1950 lebte '''Erna''' in Köln und heiratete 1951 ihren Ehemann [[WOLZ, Heinrich|Heinrich WOLZ]]. Die Stadt Köln wurde für die Familie zur zweiten Heimat. | |
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+ | '''Erna WOLZ''' sammelte, schrieb und veröffentlichte Gedichte aus dem Leben der Wolhynier. Im Jahr 1986 erschien ihr erstes Bändchen.<ref>{{Heimatbote|8/1986|10}}</ref> Sie war Autorin in den ''Wolhynischen Heften'' und Mitgestalter von Arbeitstagungen und Mitgliederversammlungen des [[Historischer_Verein_Wolhynien_e.V.|Historischen Vereins Wolhynien]]. Ihren zweiten Gedichtband stellte sie 2004 auf dem Heimatkirchentag in Uelzen vor. | ||
− | ---- | + | 1985-2013 Mitglied beim [[Historischer_Verein_Wolhynien_e.V.|Historischen Verein Wolhynien e.V.]], |
− | + | Ehrenmitgliedschaft beim [http://umsiedlermuseum-wolhynien.de/ Wolhynischen Heimatverein Linstow e.V.], langjähriges Mitglied der Ortsgruppe Köln der [[Landsmannschaft_Weichsel-Warthe|Landsmannschaft Weichsel-Warthe]] und 2005 ausgezeichnet mit dem Kulturpreis der [[Landsmannschaft_Weichsel-Warthe|LWW]]. | |
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+ | * ''Klopf ruhig an. Heimatgedichte und Geschichten damals und heute'', Band 1 mit Vorwort von [[WEISS, Ewald|Ewald WEISS]] und Zeichnungen von ihrem Ehemann [[WOLZ, Heinrich|Heinrich WOLZ]]; erschienen in 5 Auflagen: 1986, 1987, 1991, 1999, 2004; Band 2, Köln 2004; Band 3, Köln 2007 | ||
+ | * ''Geschichte der Familie Blümke - Erster Weltkrieg, Umsiedlung 1940, Ansiedlung im Warthegau und Flucht 1945'', {{WH|6|124-143}} | ||
+ | * ''Ein Rückblick der deutschen Kolonistenfrau aus den Siedlungsgebieten Polen und Russland'', {{WH|10|10-14}} | ||
+ | * ''Heimatkirchentag der Wolhyniendeutschen in Uelzen 1996'' {{WH|11|7}} | ||
+ | * ''Weihnachten in Wolhynien'', {{WH|11|126-127}} | ||
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+ | ====Anmerkungen und Quellen==== | ||
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+ | [[Kategorie:Autor]] | ||
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Aktuelle Version vom 13. November 2019, 16:55 Uhr
* 28.11.1929 Kisseluwka<ref>WOLZ, Heinrich "Busreise nach Wolhynien 1990 mit dem Hauptziel Toptscha" in Wolhynische Hefte Folge 9, S. 106-109</ref>, Wladimir-Wolynsk, Wolhynien / † Juni 2013 Köln
Tochter von Jakob BLÜMKE und Karoline RATKE<ref name=lag>Betriebsliste 813b, Gemeinde Topcza, Kreis Rowno - im Nachlaß von Hugo Karl Schmidt: Schriftverkehr zur Erstellung der Lastenausgleichsunterlagen - Vater Jakob BLÜMKE * 25.5.1887 - siehe Ev.-luth. Kirchenbuch Rozyszcze 1887 Geburten/Taufen, S. 130, Nr. 1047: * 25.5.1887 ~ 31.5.1887 BLÜMKE, Jacob, Sohn des Ansiedlers Andreas BLÜMKE und dessen Ehefrau Justine geb. RADKE in Kiselowka, Kreis Wladimir-Wolynsk, beide ev.-luth. Conf.; Paten: Gottfried RADKE und Elisabeth SENFT</ref>
oo 4.7.1951 im Standesamt Köln<ref>WOLZ, Erna "Unser Neubeginn nach dem Kriege in kleinen Schritten" in Jahrbuch Weichsel-Warthe 2008, S. 133</ref> mit Heinrich WOLZ (†2011)
Zur Person
Vater Jakob war 1908-1912 russischer Militärangehöriger und wurde mit Beginn des 1. Weltkrieges erneut eingezogen. 1919 kehrte er aus türkischer Gefangenschaft nach Wolhynien zurück. 1920 fand er seine Frau Karoline mit drei kleinen Kindern auf einem Gutshof in Znin in Posen und 1921 kehrten sie gemeinsam nach Wolhynien in die Kolonie Kiselowka zurück. Der Hof vom Großvater war völlig abgebrannt. Weil die Familie noch vor dem Krieg den Hof kaufen konnten, gelang es ihnen nach mehreren Behördengängen ihr Eigentum zurück zu bekommen. Gemeinsam mit dem Großvater Jacob bauten sie den Hof wieder auf. Hier wurde Erna 1929 geboren.
1935 wurde der Hof zu klein. Die Familie hat sich inzwischen vergrößert. Es waren 7 Kinder. Nach langem Suchen konnte der Vater Land in Toptscha für eine eigene Landwirtschaft erwerben und die Familie zog in den Kreis Rowno. Mit den deutschen Schulbüchern aus Posen von den älteren Geschwistern lernten die jüngeren die deutsche Sprache.
Ihre Erlebnisse von der Umsiedlung 1940 schilderte Erna sehr eindrucksvoll in den Wolhynischen Heften Folge 6. Über 8 Tage mußten sie in Kostopol auf dem Bahnhof warten, bis ein Transportzug bereitgestellt wurde. Die Familie kam für einige Wochen nach Tetschen-Bodenbach im Sudetenland und anschließend in das Lager Kirschberg bei Lodz. 1940 wurden sie im Dorf Grzybuw im Kreis Kutno auf einem polnischen Bauernhof angesiedelt. Diesen bewirtschafteten sie bis zur Flucht im Herbst 1944.
Mit der Mutter und der kleineren Schwester kamen sie ins polnische Arbeitslager in der Gemeinde Dobrzelin, Kreis Kutno. Mutter Karoline gelangte 1946 nach Deutschland. Ende 1947 floh Erna mit Vater und Schwester nach Stettin. Dort fanden sie Arbeit auf einem Bauernhof bei ehemaligen polnischen Wolhyniern, die nach Sibirien deportiert wurden und nun in Stettin angesiedelt wurden. Im Frühjahr 1948 wurden sie mehrmals von der Polizei in Stettin verhört, kamen zum Arbeitsdienst in den Gefängnissen Stargart und Golno und anschließend in das Lager Potulice bei Bromberg. Von hier wurde sie mit der Schwester zur Arbeit auf dem Gut Swientoslaw verbracht. Untergebracht waren sie in einem ehemaligen Hühnerstall. Im April 1949 Rückkehr nach Potulice. Die Schwester in der DDR erwirkte nach mehreren Versuchen eine Zuzugsgenehmigung. Am 3.5.1949 trafen sie in Deutschland ein. Erna mußte schwer erkrankt 4 Wochen im Krankenhaus in Frankfurt/Oder bleiben. Vater und Schwester warteten in dieser Zeit in Leipzig bei der Schwester. Nach der Flucht über die grüne Grenze nach Schleswig-Holstein war die Familie im Juni 1949 wieder beisammen. Erna schrieb später:"Für mich war der Krieg erst im Mai 1949 zu Ende."
Seit 1950 lebte Erna in Köln und heiratete 1951 ihren Ehemann Heinrich WOLZ. Die Stadt Köln wurde für die Familie zur zweiten Heimat.
Erna WOLZ sammelte, schrieb und veröffentlichte Gedichte aus dem Leben der Wolhynier. Im Jahr 1986 erschien ihr erstes Bändchen.<ref>Heimatbote, Ausgabe 8/1986, S. 10</ref> Sie war Autorin in den Wolhynischen Heften und Mitgestalter von Arbeitstagungen und Mitgliederversammlungen des Historischen Vereins Wolhynien. Ihren zweiten Gedichtband stellte sie 2004 auf dem Heimatkirchentag in Uelzen vor.
1985-2013 Mitglied beim Historischen Verein Wolhynien e.V., Ehrenmitgliedschaft beim Wolhynischen Heimatverein Linstow e.V., langjähriges Mitglied der Ortsgruppe Köln der Landsmannschaft Weichsel-Warthe und 2005 ausgezeichnet mit dem Kulturpreis der LWW.
Publikationen
- Klopf ruhig an. Heimatgedichte und Geschichten damals und heute, Band 1 mit Vorwort von Ewald WEISS und Zeichnungen von ihrem Ehemann Heinrich WOLZ; erschienen in 5 Auflagen: 1986, 1987, 1991, 1999, 2004; Band 2, Köln 2004; Band 3, Köln 2007
- Geschichte der Familie Blümke - Erster Weltkrieg, Umsiedlung 1940, Ansiedlung im Warthegau und Flucht 1945, in Wolhynische Hefte Folge 6, S. 124-143
- Ein Rückblick der deutschen Kolonistenfrau aus den Siedlungsgebieten Polen und Russland, in Wolhynische Hefte Folge 10, S. 10-14
- Heimatkirchentag der Wolhyniendeutschen in Uelzen 1996 in Wolhynische Hefte Folge 11, S. 7
- Weihnachten in Wolhynien, in Wolhynische Hefte Folge 11, S. 126-127
Anmerkungen und Quellen
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