STUMPP, Karl: Unterschied zwischen den Versionen
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− | < | + | Studienrat, Dr. '''Karl STUMPP''' * 12.5.1896 Alexanderhilf, Odessa, Ru / † 20.1.1982 Stuttgart, Baden-Württemberg, D<ref name=anzeige>Todesanzeige vom 20.1.1982, abgebildet bei der [http://library.ndsu.edu/grhc/outreach/friends/stumppobit1.html Germans from Russia Heritage Collection]</ref> |
+ | ====Zur Person==== | ||
+ | Im Mai 1918 Reifeprüfung in Odessa, Russland und vom Herbst 1918 bis zum Wintersemester 1921/22 immatrikuliert an der Universität in Tübingen.<ref>Universitätsarchiv Tübingen, Signatur 258/18841: Zeugnis Reifeprüfung aus Odessa im Mai 1918; immatrikuliert im Herbst 1918, Fachgebiet Mathematik; Zwischensemester 1919 und Wintersemester 1921/22 Fachgebiet Naturwissenschaften; wohnte bei FINK, Nauklerstr. 19</ref><br> | ||
+ | Bis 1933 lebte er in Bessarabien, von wo er ausgewiesen wurde und zum Verein für das Deutschtum im Ausland nach Stuttgart ging.<ref>{{Heimatbote|9/1982|4}}; im Artikel wird der Zeitraum ''1918-1933'' genannt, jedoch belegen die Unterlagen aus dem Universitätsarchiv in Tübingen seinen Aufenthalt bis 1922.</ref> | ||
− | ''' | + | 1941-1943 während der deutschen Besetzung der Sowjetunion Sonderkommando '''Dr. Karl Stumpp'''. Erfassung der deutschen, jüdischen und ukrainischen Bevölkerungsgruppen. Dieses SS-Kommando unterstand der Politischen Abteilung des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete.<ref>Artikel ''[http://www.dielinde-ev.de/pdf/lexikon/n.pdf NS-Verwaltung für die besetzten Ostgebiete]'' (PDF) in KATHE, Hans-Joachim, MORGENSTERN, Winfried ''Lexikon der Russlanddeutschen - Teil 1: Zur Geschichte und Kultur'', Berlin 2000</ref> |
− | + | Stumpps Auftrag lief im Oktober 1942 aus, nachdem die SS in den Generalkommissariaten die Verfügungsgewalt über die Fragen des Deutschtums an sich gerissen hatte. das Sonerkommando Stumpp führte jedoch seine Tätigkeit bis zur Auflösung im März 1943 weiterhin durch. Im Bereich Schitomir und Dnjepopetrowsk wurden die Menschen, die der "Bevölkerungskategorie IV" zugeteilt wurden, den dortigen "Sippenämtern" zugewiesen, was ihren sicheren Tod bedeutete.<ref>BEER, Mathias & SEEWANN, Gerhard ''Südostforschung im Schatten des Dritten Reiches: Institutionen - Inhalte ...'', München 2004, ISBN 3-486-57564-3, S. 191 - Vgl. FLEISCHHAUER, Ingeborg ''Das Dritte Reich'', S. 97-101; BUCHSWEILER ''Volksdeutsche in der Ukraine'', S. 91f., 115, 364-383 - der Autor hebt STUMPPs mittelbare Funktion im Vernichtungsprozeß eindeutig hervor. Zeitzeugen berichteten, daß er an Erschießungen in der Ukraine teilgenommen hat.</ref> | |
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+ | * ''Das Schrifttum über das Deutschtum in Russland'', in 3 Auflagen: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1958 (58 S.) und 1980 (85 S.); Selbstverlag, 1971 (77 S.) | ||
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+ | * ''Ergebnisse ü̈ber die Gesamterhebung des Deutschtums in der Sowjetunion'', Nachdruck der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1964 (38 S.) | ||
+ | * ''Das Deutschtum in der Sowjetunion nach der Volkszählung 1959'', Nachdruck der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1964 (78 S.) | ||
+ | * ''[http://www.deutscheausrussland.de/books/b61.htm Die Auswanderung aus Deutschland nach Russland in den Jahren 1763-1862]'', Tübingen 1972, 1020 S. | ||
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Aktuelle Version vom 2. Oktober 2017, 08:50 Uhr
Studienrat, Dr. Karl STUMPP * 12.5.1896 Alexanderhilf, Odessa, Ru / † 20.1.1982 Stuttgart, Baden-Württemberg, D<ref name=anzeige>Todesanzeige vom 20.1.1982, abgebildet bei der Germans from Russia Heritage Collection</ref>
Zur Person
Im Mai 1918 Reifeprüfung in Odessa, Russland und vom Herbst 1918 bis zum Wintersemester 1921/22 immatrikuliert an der Universität in Tübingen.<ref>Universitätsarchiv Tübingen, Signatur 258/18841: Zeugnis Reifeprüfung aus Odessa im Mai 1918; immatrikuliert im Herbst 1918, Fachgebiet Mathematik; Zwischensemester 1919 und Wintersemester 1921/22 Fachgebiet Naturwissenschaften; wohnte bei FINK, Nauklerstr. 19</ref>
Bis 1933 lebte er in Bessarabien, von wo er ausgewiesen wurde und zum Verein für das Deutschtum im Ausland nach Stuttgart ging.<ref>Heimatbote, Ausgabe 9/1982, S. 4; im Artikel wird der Zeitraum 1918-1933 genannt, jedoch belegen die Unterlagen aus dem Universitätsarchiv in Tübingen seinen Aufenthalt bis 1922.</ref>
1941-1943 während der deutschen Besetzung der Sowjetunion Sonderkommando Dr. Karl Stumpp. Erfassung der deutschen, jüdischen und ukrainischen Bevölkerungsgruppen. Dieses SS-Kommando unterstand der Politischen Abteilung des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete.<ref>Artikel NS-Verwaltung für die besetzten Ostgebiete (PDF) in KATHE, Hans-Joachim, MORGENSTERN, Winfried Lexikon der Russlanddeutschen - Teil 1: Zur Geschichte und Kultur, Berlin 2000</ref>
Stumpps Auftrag lief im Oktober 1942 aus, nachdem die SS in den Generalkommissariaten die Verfügungsgewalt über die Fragen des Deutschtums an sich gerissen hatte. das Sonerkommando Stumpp führte jedoch seine Tätigkeit bis zur Auflösung im März 1943 weiterhin durch. Im Bereich Schitomir und Dnjepopetrowsk wurden die Menschen, die der "Bevölkerungskategorie IV" zugeteilt wurden, den dortigen "Sippenämtern" zugewiesen, was ihren sicheren Tod bedeutete.<ref>BEER, Mathias & SEEWANN, Gerhard Südostforschung im Schatten des Dritten Reiches: Institutionen - Inhalte ..., München 2004, ISBN 3-486-57564-3, S. 191 - Vgl. FLEISCHHAUER, Ingeborg Das Dritte Reich, S. 97-101; BUCHSWEILER Volksdeutsche in der Ukraine, S. 91f., 115, 364-383 - der Autor hebt STUMPPs mittelbare Funktion im Vernichtungsprozeß eindeutig hervor. Zeitzeugen berichteten, daß er an Erschießungen in der Ukraine teilgenommen hat.</ref>
1950<ref>KAMPEN, Johann "50 Jahre Landsmannschaft der Deutschen aus Russland"</ref> Gründungsmitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland e. V.<ref name=anzeige/>
1965 Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse<ref name=anzeige/>; im Jahr 2000 offen, ob STUMPP diese Auszeichnung aberkannt wird, da er während des 2. Weltkrieges an der Ermordung von Juden in der Ukraine beteiligt war.<ref name=hsozkult>HAAR, Ingo Historiker im Nationalsozialismus und die Historisierung des 'Dritten Reiches' als Forschungsproblem, Artikel vom 27.9.2000 auf H-Soz-u-Kult - Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften, Internetportal der Humbolt-Universität Berlin</ref>
1973–1982 Leiter der Forschungsstelle Russlanddeutsche in der AgoFF.<ref>Archivunterlagen der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher e.V.</ref>
In einem Artikel von Ingo HAAR aus dem Jahr 2000 heißt es zu den ukrainischen Archivbeständen:<ref name=hsozkult/>
Georg Leibbrandt und Karl Stumpp transferierten in der Nachkriegszeit die Archivbestände der ehemaligen Russlanddeutschen aus der Ukraine in die Staaten, wo sie als Teil des Kulturschatzes der deutschen Minderheit in Nebraska angenommen wurden. Ob diese kulturelle Leistung mit dem liberalen und demokratischen Verständnis eines US-Bürgers vereinbar sei, wird gegenwärtig heftig diskutiert. Handelte es sich doch vormals um das Sammelgut der Planungsstäbe der SS aus der Umsiedlung der Russlanddeutschen in der besetzten Sowjetunion.<ref name=hsozkult/>
Publikationen
- Ostwanderung, Akten über die Auswanderung der Württemberger nach Russland 1816-1822, S. Hirzel, 1941, 269 S.; erschienen in Sammlung Georg Leibbrandt. Quellen zur Erforschung des Deutschtums in Osteuropa, Band 2
- Das Schrifttum über das Deutschtum in Russland, in 3 Auflagen: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1958 (58 S.) und 1980 (85 S.); Selbstverlag, 1971 (77 S.)
- Die Rußlanddeutschen - 200 Jahre unterwegs, Pannonia-Verlag, 1964, 185 Bilder, 142 S.
- Ergebnisse ü̈ber die Gesamterhebung des Deutschtums in der Sowjetunion, Nachdruck der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1964 (38 S.)
- Das Deutschtum in der Sowjetunion nach der Volkszählung 1959, Nachdruck der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1964 (78 S.)
- Die Auswanderung aus Deutschland nach Russland in den Jahren 1763-1862, Tübingen 1972, 1020 S.
Anmerkungen und Quellen
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