SCHMIDT, Hugo Karl

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Der Familienname SCHMIDT ist mehrfach genannt. Übersicht siehe Schmidt (Familienname).


Pastor H.K. Schmidt[1]
Signum Pastor Schmidt
Stempel Pastor Tuczyn

* 22.11.1909 in Lodz / ord. 17.11.1935 in Rozyszcze, Woj. Wolhynien[2][3] / † 19.1.2009 im Altersheim Büchenbach, Kreis Roth bei Nürnberg[4]; Sohn des Fabrikverwalters Gottfried Schmidt und Emilie Seidel[1][3]
oo Bredow, Edith; 5 Kinder[3] und 13 Enkel[5]

Zur Person

Pfarrer Hugo Karl Schmidt war Nachfahre von deutschen Siedlern aus Schwaben, die sich im Jahr 1806 auf Einladung des preußischen Königs im damaligen Westpreußen niedergelassen und in der Nähe der damals noch unbedeutenden Provinzstadt Lodz ihre Siedlung Nowosolna-Neusulzfeld samt evangelischer Kirche und Schule gegründet hatten.[5]

Er wurde am 22.11.1909 in Lodz geboren, wo er später auch das evangelische Predigerseminar der Ev.-Augsb. Kirche in Polen besuchte. Er studierte Hebräisch, Griechisch, Archäologie, Religionsgeschichte in Leipzig und in Erlangen Theologie und legte dort auch das Erste theologische Examen ab. Nach zwei weiteren Studiensemestern zur polnischen Kirchengeschichte und zur Vertiefung der Kenntnisse über die spezifische Situation in Polen und die polnischen Sprache legte er im Frühjahr 1935 an der Universität von Warschau die „Nostrifikationsprüfung“ ab und absolvierte anschließend vor dem Konsistorium die Prüfung, die zum Predigen und zur Erteilung von Unterricht ermächtigte.[5]

Im Jahre 1935 wurde er als Vikar der Ev.-Augsb. Kirche von Polen nach Rozyszcze in Wolhynien berufen. Nach seiner Ordinierung am 17.11.1935 war er von 1936 bis zur Umsiedlung 1940 Pastor in Tuczyn.[6]

Die vielen deutschen Kolonien seines Kirchspiels besuchte er in regelmäßigen Abständen. Im September 1939 wurde er, wie viele andere Lehrer und Geistliche, von den Polen verhaftet und war im polnischen Gefängnis in Bereza Kartuska[7] inhaftiert.

In Folge des Hitler-Stalin-Paktes mußte er im eiskalten Januar 1940 mit allen Deutschen der ehemaligen polnischen Wojewodschaft Wolhynien das Land verlassen, kam mit dem Treck der Wolhynier in den Warthegau und wurde dann als Pastor in den Reichsgau Danzig-Westpreußen nach Rypin berufen. 1942 erfolgte die Berufung zum Superintendenten des Kirchenkreises Leipe-Lipno im Dobriner Land.[5]

Im Herbst 1944 gelang es ihm, seine Familie in Erlangen in Sicherheit zu bringen, während er selbst nochmals zu seiner Gemeinde zurückkehrte. Nachdem diese aber vor den herandringenden Russen in alle Winde zerstreut war, machte er sich im Januar 1945 auf die waghalsige Flucht durch ganz Deutschland zu seiner Familie.[5]

Am 6. März 1945 wurde Hugo Karl Schmidt als der erste Pfarrer aus den östliche Provinzen, in den Dienst der Ev.-Luth. Landeskirche in Bayern übernommen. Er trat seinen Dienst als Pfarrer in Roth bei Nürnberg an. Er blieb bis 1965 und wechselte dann nach Katzwang, bis er 1975 im Ruhestand nach Wolkersdorf und später in den Seniorenhof Büchenbach zog.[1]

Hugo Karl Schmidt ist der Generation, die er als Pfarrer begleitet hat, in guter Erinnerung. Seine Sorgfalt in der Seelsorge wird gerühmt: "Das Ordentliche ordentlich machen", war sein Motto.[4]

Er war Initiator, Mitbegründer, 1975-1990 Vorsitzender und 1990-2009 Ehrenvorsitzender des Historischen Vereins Wolhynien e.V..[1]

Publikationen

  • Die evangelisch-lutherische Kirche in Wolhynien, Elwert-Verlag Marburg, 1992
  • Artikel in den Wolhynischen Heften, siehe Inhaltsverzeichnis nach Autoren (PDF)
  • Die deutsche Kulturarbeit und deren Träger in Wolhynien zwischen den beiden Weltkriegen in Der Kulturwart Nr. 127 (1977), S. 1f
  • Die Wolhyniendeutschen im Umbruch des Zweiten Weltkrieges in Der Kulturwart Nr. 133 (1978), S. 18f
  • Kirchenmusikdirektor Ewald Weiß 75 Jahre alt in Der Kulturwart Nr. 146 (1982), S. 7f
  • Kirche, Schule und deutsches Volkstum in Mittelpolen und Wolhynien. Wie fest waren diese Fundamente? in Der Kulturwart Nr. 174 (1989), S. 1f
  • In Ängsten - und siehe, wir leben - Lebenserinnerungen eines Wolhynien-Pfarrers, Autor: Hugo Karl Schmidt † und Herausgeber: Jürgen Joachim Taegert, 2016 - ISBN/EAN: 9-783739-238968

Forscherkontakt

Pfarrer i. R. Jürgen Joachim Taegert - juergen.taegert@web.de

Anmerkungen und Quellen

  1. a b c d Dokumente und Bildarchiv des Historischen Verein Wolhynien e.V.
  2. KNEIFEL, Eduard Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Selbstverlag 1967, S. 161
  3. a b c Heimatbote, Ausgabe 11/1984, S. 9
  4. a b Nachruf im Schwabacher Tageblatt vom 22.1.2009
  5. a b c d e KÖNIG, Gerhard persönlicher Schriftverkehr im April 2016 mit Jürgen Taegert, Schwiegersohn von Pfarrer Hugo Karl Schmidt
  6. Personal-Verzeichnis der Wolhynischen Diözese in Wolhynischer Volkskalender für das Jahr 1938, S. 158
  7. Anmerkung: das polnische Gefangenenlager in Bereza Kartuska diente der Isolierung politischer Gegner der II. Polnischen Republik und im Jahr 1939 wurden viele Vertreter der deutschen ethnischen Minderheit Polens - ohne Anklage - inhaftiert. Vergleiche Artikel Bereza Kartuska (Gefängnis) in Wikipedia - Die freie Enzyklopädie (in Deutsch). (gelesen am 19.11.2015)