Kolonie

Aus VolynWiki

Typisches Kolonistenhaus in Wolhynien[1]

Der Begriff Kolonie bezeichnet eine Ansiedlung bzw. Ortschaft, die von Kolonisten ausländischer Nationalität begründet wurde.


Vor 1917 im Russischen Zarenreich war es eine offizielle administrative Bezeichnung für Orte mit polnischen, tschechischen und deutschen Ansiedlern.[2] Nach der russischen Sprachreform in den 1920er Jahren wurde diese Bedeutung aus den russischen Wörterbüchern gestrichen und in Arbeits- und Erziehungslager umgewandelt.


Lt. Meyers Konversationslexikon wurde die Kolonie vor 100 Jahren so beschrieben:[3]

Kolonien ... im allgemeinen zusammenhängende Ansiedelungen, besonders solche, deren 
Angehörige (Kolonisten, v. lat. colonus, "Feldbauer, Ansiedler"), sei es auf Grund staatlichen 
Schutzes durch das Mutterland oder sei es durch eigne freie Bethätigung ihrer sozialen 
Lebenskraft, ihre Stammeseigentümlichkeiten, Sitten, Gebräuche etc. bewahren. Hierdurch 
unterscheidet sich die Koloniengründung von der Auswanderung; die letztere kann mit der 
erstern verbunden sein, indem die Auswandernden in fremden Ländern K. gründen und 
durch ihren Zustrom kräftigen, doch können auch die Auswanderer unabhängig voneinander 
in fremde Staatsgemeinschaft eintreten und hier, wie z. B. viele Deutsche in Rußland, 
Ungarn, Amerika, ihre nationalen Eigentümlichkeiten oder doch aus Mangel an festem 
Zusammenhalten die Kraft, dieselben geltend zu machen, vollständig einbüßen. ... 
Dagegen ist es nicht gerade notwendig, daß die K. in festen Beziehungen zum Mutterland 
oder gar unter dessen Leitung bleiben. So bildeten die Hugenotten K. in Deutschland, 
die Salzburger in Preußen, man hat ferner deutsche K. in Rußland und andern Ländern. 
Die Kolonisten traten vollständig in den Verband des fremden Staats ein, in welchen sie 
einwanderten, ja oft auf Grund der Anregung und Förderung durch diesen Staat selbst.


Auf dem polnischen Gebiet Wolhyniens nach 1921 bestand die Bezeichnung Kolonie bis zum 2. Weltkrieg. Im Zuge der Polonisierung der ausländischen Siedler verschwand auch hier allmählich diese Bezeichnung.


Quellen:

  1. RINK, Friedrich 32 Bilder aus Wolhynien, Werbebroschüre, Herausgeber: Verein der deutschen Wolhynier e.V., Berlin, Schloß Bellevue, 1922
  2. Памятная Книшка Волынской Губерний (Gedenkbuch des Gouvernements Wolhynien) 1888, 1906
  3. Meyers Konversationslexikon, Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892; 9. Band: Irideen - Königsgrün, S.954



VolynWiki: Startseite / Allgemeine Begriffe / Begriffe Buchstabe K + Gedenkbücher